Auf einer Alpenwiese gibt es so viel zu entdecken. Es summt und brummt. Auf jeder Blüte sitzt ein Tierchen auf der Suche nach Nahrung. Alpenwiesen haben noch diese Vielfalt, die ich hier auf unseren Wiesen leider vermisse.
Es sind viele Pflanzen zu finden, die in der Homöopathie ihre Anwendung finden. Zum Beispiel Pulsatilla - die Wiesenküchenschelle - mit ihrem Wuschelkopf und der weiße Germer mit vielen kleinen Blüten an einer großen Dolde, der in der Blüte wunderschön ist aber abgeblüht eher hässlich aussieht, der Löwenzahn mit seinen Flugsamenschirmchen, der Wurmfarn und viele mehr.
Die Ackerkratzdistel, auf der sich die meisten Schmetterlinge und Bienen tummeln findet in der Homöopathie zwar keine Verwendung aber ihre Verwandte, die Mariendistel - sie ist eher im Mittelmeergebiet und im Orient heimisch.
Wiesenküchenschelle - Pulsatilla partensis

Einer alten Sage nach entstand die Wiesenküchenschelle aus den Tränen der Venus als sie Adonis beweinte, der auf der Jagd von einem Eber getötet wurde. Ihr Name Pulsatilla stammt von dem lateinischen Wort pulsare - schlagen - ab und soll ausdrücken, dass die Blüten vom Wind hin- und her"geschlagen" werden - partensis heißt Wiese...
Es sind Frühlingsblumen und blühen gleich nach der Schneeschmelze - zuerst im Tal und später im Frühsommer auch in den Bergen. Sie ist ein Hahnenfußgewächs aus der Familie der Ranunculacea. Die glockige Blüte trägt einen seidig haarigen Pelz und ist dunkel oder hellviolett gefärbt. Die Fruchtstände sehen aus wie kleine Waldmänchen mit Sturmfrisur. An den langen Federn hängen die Fruchtknoten aus denen die Früchte entstehen. Diese kleinen Federschweifflieger können beachtliche Strecken zurücklegen und sie können sich mit Hilfe der scharfen Spitzen, die an den Früchten hängen tief in die Erde bohren
In alten Kräuterbüchern aus dem 16. Jahrhundert kann man nachlesen, dass die Wurzel der Küchenschelle "wider die Pestilenz, wider Gift und giftige Tiere, Biss und Stich" eingesetzt wurde. Heute wird die Pflanze wegen ihrer giftigen Inhaltsstoffe Protoanemonin, Anemonin und Pulsatillakampfer nicht mehr phytotherapeutisch eingesetzt. Vergiftungen können schon durch äußerlichen Kontakt auftreten zum Beispiel beim Abpflücken (Kontaktallergie). Beim Verzehr von Pflanzenteilen treten Durchfall, kolikartige Bauchschmerzen, Schwindel, Ohnmacht, Entzündungen der Haut, Augen- und Nasenschleimhäute und Kollaps auf. In getrocknetem Zustand verliert Pulsatilla ihre Giftwirkung, denn während des Trocknungsprozesses verlieren die Toxine ihre Wirkung.

Homöopathisch ist Pulsatilla eines der großen Polychreste - das heißt es besitzt ein breites Wirkungsfeld.
In erster Linie ist es aber ein "Frauenmittel" - seine Hauptwirkungsrichtung sind die weiblichen Organe (Gebärmutterbeschwerden, Sterilität, Schwangerschaftsbeschwerden, Laktationsstörungen, Wechseljahrsbeschwerden, Fehlgeburt, Beschwerden der Brust (Mammae)). Weitere Indikationen sind Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis), Ohrenentzündungen (Otitis media), Blasenentzündungen (Zystitis), Augenent-zündungen (Konjunktivitis), Gelenkschmerzen (besonders im akuten Stadium), Zahnschmerzen und Kinderkrankheiten.
Pulsatilla scheint eine hormonartige Wirkung zu haben, denn in Zeiten der Hormonumstellungen hilft sie bei vielen Beschwerden in der Pubertät, Schwangerschaft, Stillzeit, Klimakterium und Menstruation
Vom Wesen her sind Menschen oder Tiere, denen Pulsatilla hilft, mild und herzlich, sie brauchen Aufmerksamkeit und Trost. Sie werden von vielen Ängsten geplagt - sie fürchten sich vor Dunkelheit, engen Plätzen und wenn sie allein sind. Sie frieren leicht, vertragen aber trotzdem keine Hitze. Sie haben empfindliche Nerven, sind sogar überempfindlich. Obwohl Pulsatilla-Indiviuen mild und sanftmütig sind, können sie sehr ärgerlich und übermäßig zornig werden allerdings plagen sie dann Schuldgefühle. Sie können sehr leicht beleidigt oder gekränkt sein. Der Auslöser für Beschwerden kann in Schock oder Kummern liegen.
Weißer Germer - Veratrum album

...auch Nieswurz genannt. Sein lateinischer Name Veratrum stammt von "vertere" ab, was so viel heißt wie "wenden". Das Gift der Pflanze kann den "Geist wenden" - was nichts anderes heißt als "wahnsinnig machen" - album heißt weiß - also weißer Germer oder weißer Nieswurz.
Die Pflanze ist in allen Teilen giftig. Sie enthält die giftigen Alkaloide Protoveratrin, Germerin und Veratridin. Wenn Weidetiere wie Schafe, Ziegen und Kälber von der Pflanze fressen, bekommen sie heftigen Durchfall, Krämpfe und Lähmungen - Pferde sind da weniger empfindlich. Früher wurde das Gift des Wurzelextrakts für Pfeilspitzen verwendet.
Die Vergiftungserscheinungen sind Brennen im Mund und auf der Zunge, Erkalten des Körpers mit eiskaltem Schweiß, kollapsartige Schwäche, Absinken des Pulses, Tränen- und Speichelfluss, heftiges Durstgefühl, Muskelzuckungen , Krämpfe, Zittern, Erregung, Kreislaufschwäche, Blässe und letztlich Tod durch Ersticken. Bereits 2 g können tödlich wirken. Wegen seiner hohen Giftigkeit wird der Germer auch "pflanzliches Arsen" genannt und findet in der Phytotherapie aus diesem Grund keine Anwendung

So wie die Giftwirkung, so sind auch die Beschwerden, die nach dem homöopathischen Mittel Veratrum album verlangen:
Treten bei einer Erkrankung kollapsartige Zustände mit kaltem Schweiß auf der Stirn (oder Gesicht/Körper) mit kalter, bläulich blasser Haut auf, dann sollte man an dieses Mittel denken. Der Kranke hat ein Gefühl von eisiger Kälte, als wenn Eisnadeln oder Eisstücke auf ihm liegen würden, die Haut ist kalt wie bei einem Toten, Atem und Zunge werden als kalt empfunden aber gleichzeitig ein unangenehmes inneres Brennen. Trotz des Kältempfindens besteht ein unstillbarer Durst auf großen Mengen kaltes Wasser, was aber nicht gut vertragen wird. Der Kranke verlangt Kaltes, Saures und Erfrischendes. Veratrum album ist angezeigt bei heftigem, lang anhaltendem Erbrechen und reichlichem, reiswasserähnlichem Durchfall - es ist als ob alles an Flüssigkeit aus dem Körper heraus will. Die Kräfte lassen rasch nach, der Kranke ist völlig ermattet und kann sich nicht auf den Beinen halten - er möchte nur noch liegen wird aber durch Zuckungen und Muskel- und Gliederkrämpfe geschüttelt. Bei Fieber zeigen sich starke Schwankungen - die Fieberkurve zeichnet einen regelrechten Zick-Zack-Kurs.
Löwenzahn - Taraxacum officinale

"Ich heile Entzündung" bedeutet die botanische Bezeichnung Taraxacum - entstanden aus dem griechischen "taraxis" und "akeo mai" - officinale bedeutet, dass der Löwenzahn als Heilmittel angewandt wird. Der Name "Löwenzahn" bezieht sich auf die Form der Blätter.
Mehr als 50 Wirkstoffe konnten bislang nachgewiesen werden: Inulin, Cholin, Taraxin. Unter anderem auch die Vitamine D, C, B1, und B2, sowie Mineralien wie Kalzium, Eisen, Mangan, Natrium, Silizium und Schwefel. Phytotherapeutisch regt die Wurzel des Löwenzahns den Stoffwechsel an - fördert die Funktionen von Nieren, Galle, Leber, Magen, Darm und Bauchspeicheldrüse, sowie die Milzfunktion.

Das homöopathische Arzneimittel Taraxacum officinale wirkt hauptsächlich auf die Leber und födert den Gallenfluss, ist also indiziert bei Gallenkoliken mit der charakteristischen "Landkartenzunge", gastrischen Kopfschmerzen, gelbsüchtiger Haut und Leberbeschwerden und Diabetes mellitus
Wurmfarn - Dryopteris filix mas Schott

Wie ein "Bischofsstab" im Waldboden zeigt sich ein aufrollender Farnwedel. Diese Gestalt wurde früher als "heilanzeigendes Indiz" angesehen und deutete auf die verborgenen Kräfte der Pflanze hin. Tief verborgen ist die Wurzel. Der Extrakt der Wurzel beinhalten Phloroglucinderivate und Filmaron was sich lähmend auf die Muskulatur von Eigeweidewürmer, besonders des Bandwurmes auswirkt - es ist also ein wurmaustreibendes Mittel. Allerdings werden die Würmer nicht abgetöt, sondern nur gelähmt und damit die Parasiten dann auch wirklich den Darm verlassen, muss ein Abführmittel verabreicht werden - durch das Abführen wird auch die Wurmfarnsubstanz wieder aus dem Körper befördert.

Der wohl prominenteste Patient, der durch den Wurmfarn von seinen Bandwürmern befreit wurde, war Friedrich der Große. Er versprach seinem Leibapotheker eine stattliche Jahresrente, wenn dieser ihm ein Mittel gegen die Plagegeister verschaffte. Der Apotheker verordnete Wurmfarnwurzeln - Filicis rhizoma. Er hatte damit Erfolg und erhielt aus Dankbarkeit die Würde eines Hofrates.
Äußerlich angewandt hilft der Wirkstoff bei Rheuma, Gicht, Ischias, Waden- und Schreibkrampf. Allerdings gehören solche Behandlungen in fachkundige Hände, da sonst Vergiftungserscheinungen drohen
In der Homöopathie ist der Wurmfarn in niedrigen Potenzen ein zuverlässiges Bandwurmmittel, sowie bei spezifischen Beschwerden verursacht durch Würmer wie z.B. Koliken. Das Mittel findet aber auch bei Lymphknotenentzündungen, beginnender Lungentuberkulose, Abort und Sterilität Einsatz.
Die Leitsymptome von Dyropteris filix mas sind Verstopfungen mit blassem Gesicht und blauen Ringen unter den Augen. Der Kranke hat bei Wurmleiden eine mürrische, verdrießliche, missmutige, gereizte Stimmung - kurz er ist "ungenießbar"....Nagende, bohrende Bauchschmerzen und eine ausgeprägte Benommenheit, wie durch Schlafmittel, Ängstlichkeit und die Neigung das Bewusstsein zu verlieren, sind kennzeichnend.
Silybum marianum L. - Carduus marianus - Mariendistel

Auf diesem schönen Bild sind unter anderem Ackerkratzdisteln - (Cisium arvense) zu sehen, die als Unkraut an Weiden und Äckern wachsen . Auf ihnen tummeln sich zahlreiche Bienen, Schmetterlinge und Käfer. Sie ist eine Verwandte der eher im Mittelmeerraum beheimateten Mariendistel und unterscheidet sich von der Ackerkratzdistel durch ihre weißmarmorierten, stacheligen Blätter. Ihr Gattungsname Silybum komt aus dem Griechischen "silybon" und bedeutet "Quaste", der lateinische Beiname "marianum" bezieht sich auf die Gottemutter Maria, die ihr einer alten Sage nach die weißen Flecken auf den Blätter verliehen hat.

Die Mariendistel ist eine der wichtigsten Heilpflanzen, weil ihre Wirkstoffe in der Lage sind Leberschäden schützend und heilend zu behandeln und sie die Heilkraft hat, neue Leberzellen zu bilden.
Ihr Wirkstoffkomplex hat leberentgiftende, -schützende und stärkende, galletreibende, verdauungs- und zirkulationsfördernde Eigenschaften und zeigt dabei keinerlei Nebenwirkungen.
In der Homöopathie ist Carduus marianus eines der wichtigsten Lebermittel, ein typisches Merkmal sind empfindliche Leberschmerzen, die sich beimLiegen auf der linken Seite (Druck auf den linken Leberlappen) verschlimmern. Ein ganz wichtiger Hinweis auf Carduus sind Schmerzen unter dem rechten Schulterblatt bei Leberleiden, der Stuhl ist hart, trocken, knotig, grünlich oder hellgelb gefärbt, der Urin ist anfangs hell und später dunkel bis braun. Es ist nicht nur ein bewährtes Lebermittel, sondern ist auch hilfreich bei Gallenbeschwerden wie Gallensteine, Gallenblasenentzündung und Gallenkolik - es ist sogar im Stande Steinbildung und Koliken zu verhindern.


Wie der Löwenzahn bildet auch die Distel Flugschirmchen: Der Pappus, auch Federkrone, Federkelch, Samenkrone, Haarkrone, ist ein Haarkranz oder seltener ein häutiger Saum auf den Früchten (Achänen) von Vertretern der Pflanzenfamilie der Korbblütler (Asteraceae). (Wikipedia)
Quellen: Homöotanik Arzneipflanzen der Homöopthie
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